Der Musikverein Lippstadt eröffnet seine Kammersaison in der Jakobikirche mit einem Liederabend mit Giacomo Schmidt und Eric Schneider.
„Herbst“ – Liederabend: Schubert, Abschied und Litanei auf Allerseelen; Schumann, Sechs Gesänge, Die Löwenbraut; Grieg, Lauf der Welt; Strauß, Allerseelen; Eisler, Kalifornischer Herbst und Rihm, Der Herbst
Für Richard Strauss war sie das „schönste Instrument“ – die menschliche Stimme. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Vokales einen solchen Stellenwert in seinem Gesamtwerk einnimmt. Insgesamt 15 Opern, aber auch mehr als 200 Lieder schrieb er bis zu seinem Lebensende. Dass viele von ihnen heute kaum noch zur Aufführung gelangen, liegt weniger an der Qualität der Kompositionen als an den vertonten Texten. Namen wie Hermann von Gilm, Karl Henckell oder Felix Dahn sind heute wohl nur noch Germanisten bekannt, gehörten zu Strauss‘ Lebzeiten jedoch zur literarischen Moderne, was beweist, dass Strauss einst ein avantgardistischer „junger Revolutionär“ war. „Am besten liegen mir süddeutschem Bourgeois ‚Gemütskisten‘“, sagte er später selbstironisch. „Muss man siebzig Jahre alt werden, um zu erkennen, dass man eigentlich zum Kitsch die meiste Begabung hat?“ Darin lag aber auch ein Teil des sofortigen Erfolgs vieler seiner Lieder, wie etwa des üppig jugendstiligen „Allerseelen“. Das 1885 entstandene Lied ist ein Gespräch mit dem toten Geliebten – die ersehnte Begegnung bleibt allerdings nur Illusion.
Auch der 2024 verstorbene Wolfgang Rihm hat sich wie kein zweiter Komponist unserer Zeit mit dem Faszinosum der menschlichen Stimme auseinandergesetzt. Vom Lied bis zur opulenten Oper reicht auch sein Schaffen. Es stellt an Ausführende enorme Anforderungen, ohne dabei aber nie das Gesangliche aus den Augen zu verlieren.
Der Bariton Giacomo Schmidt und der Pianist Eric Schneider wurden beide im Rahmen der Hugo‑Wolf‑Akademie mit Auszeichnungen bedacht. Schmidt erhielt 2024 beim 14. Internationalen Wettbewerb für Liedkunst in Stuttgart den 1. Preis (gemeinsam mit der Pianistin Jong Sun Woo), während Eric Schneider 1987 und 1990 als Sonderpreisträger für seine subtile Liedbegleitung geehrt wurde.
Samstag, 1.11.25 in der Jakobikirche um 18 Uhr
Tickets: in der Rathausinfo (02941 58511), auch online, und an der Abendkasse; 20.- € / ermäßigt 10. – €
Quellen: www.konzerthaus.de; https://dasorchester.de/; www1.wdr.de; https://shop.mdg.de/; https://magazin.klassik.com/; https://www.ihwa.de/; www.genuin.de
Foto: © Annemone Taake
