Zu einem „Gipfeltreffen“ kommt es am 10. Juni 2016 um 20:00 Uhr in der Jakobikirche: Die bedeutendsten deutschen Komponisten des 18. Jahrhunderts kommen aus Mitteldeutschland, aber sie haben alle einen Fuß nach Hamburg gesetzt und dort gewirkt.
- G.F. Händel kam als junger Geiger an die Hamburger Oper,
- J.S. Bach bewarb sich vergeblich um die Organistenstelle an St. Katharinen,
- G.P. Telemann war erfolgreicher Kirchenmusikdirektor und sein Patensohn
- C.P.E. Bach war sein Nachfolger.
Getroffen haben sich die vier Koryphäen in Hamburg nicht. Dieses Gipfeltreffen wird nun nachgeholt, nicht in Hamburg sondern in der Hansestadt Lippstadt.
Musikalisch vertreten werden die o. g. Musiker durch das Ensemble Hamburger Ratsmusik:
- Simone Eckert, Viola da gamba
- Michael Fuerst, Cembalo
- Ulrich Wedemeier, Theorbe, Laute
Veranstalter ist der Förderverein Jakobikirche Lippstadt e.V.
Hamburger Ratsmusik
Die Hamburger Ratsmusik: ein Ensemble mit 500-jähriger Geschichte, die zum kreativen Dialog zwischen Tradition und Gegenwart reizt, von Alter Musik und lebendiger Interpretation.
Die Anfänge der Hamburger Ratsmusik reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert. Nach dem Grundsatz „Gott zu Ehren und Hamburg zur Lust, Ergötzlichkeit und Nutz“ leistete sich die Stadt ein Eliteensemble von acht Ratsmusikern, das vielen fürstlichen Hofkapellen Konkurrenz machen konnte. Seine erste Blüte erreichte das Ensemble im 17. und 18. Jahrhundert unter führenden Musikern wie William Brade, Johann Schop, Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach.
Wiederauferweckt 1991 von der Gambistin Simone Eckert hat das Ensemble in nun zwanzigjähriger Zusammenarbeit mit Hingabe und Enthusiasmus ein umfangreiches und außergewöhnliches Repertoire erarbeitet. Für die Musiker ist die Musik ihrer Vorgänger durch ihre enge Anlehnung an Rhetorik und durch nuancenreiche Artikulation so „beredt“, so nah an der menschlichen Sprache wie keine andere. Durch ihre klaren Strukturen und die vielfältigen Rhythmen, entlehnt aus jahrhundertealten Tänzen, entwickelt die Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts ihren eigenen Swing.
Auch lockt immer wieder das Abenteuer der Neuentdeckung unbekannter alter Musik, die in Europas Bibliotheken schlummert. Diese Schätze wiederzubeleben ist eine spannende Zielsetzung. In Konzerten, Rundfunk- und CD-Einspielungen und in Editionen für internationale Verlage präsentieren die Ratsmusiker ihre Entdeckungen dem Publikum.
Das Ensemble konzertiert heute auf den wichtigen Festivals in Deutschland, darunter
- Göttinger Händelfestspiele,
- Barockfestspiele Bad Arolsen,
- Händel-Festspiele Halle,
- Bachfest 2004 in Hamburg,
- Bayreuther Barock,
- Fränkische Musiksommer,
- Niedersächsischen Musiktage,
- Thüringer Bachwochen,
- Gottorfer Barockfest,
- Darmstädter Residenzfestspiele,
- Internationales Buxtehudefest Lübeck,
- Internationale Heinrich-Schütz-Tage Hamburg,
- Bachfest Leipzig,
- Schleswig-Holstein Musikfestival,
- Festspiele Mecklenburg-Vorpommern,
- MDR-Musiksommer,
- Rheingau Musikfestival,
- „Italia mia“ und Resonanzen in Wien,
- Internationalen Orgelwochen Nürnberg,
- Festival Sandstein und Musik in Dresden,
- Moselmusikfestival,
- Landshuter Hofmusiktage,
- Europäischen Wochen Passau,
- Festival Mitte Europa,
- Mainzer Musiksommer und
- Fest für Alte Musik Köln.
Die inzwischen mehr als zwanzig CDs mit Ersteinspielungen Alter Musik für die Labels Carus, cpo, Thorofon, NCA, Christophorus und Phoenix Editions und Aufnahmen für fast alle deutschen Rundfunksender dokumentieren seine bedeutenden Wiederentdeckungen von Musik aus Barock und Frühklassik. Seit 2009 veröffentlicht die Hamburger Ratsmusik deren Notenmaterial in einer eigenen Editionsreihe beim Verlag Walhall. Die internationale Presse lobt die „Subtilität“ und die „exzellente Kenntnis des barocken Stils“ seiner Interpretationen und die Hamburger Ratsmusik als „führendes Ensemble für Alte Musik“.
2006 wurde das Ensemble mit dem Echo-Klassik, dem wichtigsten deutschen Musikpreis, ausgezeichnet für die CD „Lübecker Virtuosen“. Seine CD „Thomas Selle – Chorale Concertos & Chorale Variations “ erhielt mit der Reihe „Musica Sacra Hamburgensis“ den Echo Klassik Sonderpreis 2010.
Simone Eckert,
mit 8 Jahren nach ihrem Berufswunsch gefragt, antwortete mit “Gambistin“. Die Ermahnung, doch einen richtigen Beruf zu ergreifen, schlug sie in den Wind und lebt und arbeitet heute als freischaffende Musikerin bei Hamburg. Nach einem Musikstudium an der Musikhochschule Hamburg bei Professor Ingrid Stampa und an der Schola Cantorum Basiliensis bei Hannelore Mueller und Jordi Savall, das sie 1990 mit dem Diplom für Alte Musik abschloß, gründete sie 1991 das Ensemble Hamburger Ratsmusik. Seit 1992 ist sie Dozentin am Hamburger Konservatorium und leitet Seminare für Viola da gamba an verschiedenen Institutionen in Deutschland und England. Neben dem Repertoire aus Renaissance, Barock und Frühklassik beschäftigt sie sich intensiv mit Neuer Musik für Viola da gamba. Zahlreiche Werke sind ihr gewidmet und von ihr uraufgeführt worden. Regelmäßige Engagements führen sie als Solistin, Ensembleleiterin und Dozentin durch ganz Deutschland, zahlreiche Länder Europas und Japan.
Ulrich Wedemeier
studierte Gitarre an der Hochschule für Musik und Theater, Hannover bei Klaus Hempel, später Lauteninstrumente bei Stephen Stubbs. Neben seiner internationalen Konzerttätigkeit als Solist und mit namhaften Ensembles der Alten Musik sind regelmäßige Aufnahmen für Rundfunk und CD ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Ulrich Wedemeier ist gefragter Gast vieler Opernhäuser. Als Spezialist für historische Gitarren spielt er auf seltenen Originalinstrumenten.
Michael Fuerst
wurde 1967 in Madison, USA geboren. Sein dort begonnenes Studium schloss er in den Fächern Kirchenmusik, Mathematik und Deutsch ab. Anschließend folgte ein Musikstudium an der Eastman School of Music (USA), wo er Cembalounterricht bei Arthur Haas hatte und Assistent des Lautenisten Paul O’Dette war. Als Fulbright-Stipendiat studierte er bei Michael Behringer und Robert Hill an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg.
Neben zahlreichen Konzerten im In- und Ausland und CD-Aufnahmen bei Deutsche
Grammophon und Organum Classics, u.a. mit Musica Antiqua Köln unter Leitung
von Reinhard Goebel. Darüber hinaus ist Michael Fuerst Musikwissenschaftler. Er war Mitglied eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Forschungsprojekts zur deutschen Instrumentalmusik des 17. Jahrhunderts an der Universität Würzburg. Seit 2007 ist er Dozent an den Musikhochschulen in Lübeck, Hamburg und Bremen.