21.04.24: Die Schöne Müllerin, Franz Schubert – verschoben und geändert

Der Nachholtermin steht nun fest! Die Veranstaltung musste ja leider wegen Krankheit abgesagt werden. Ihre bereits gekauften Karten behalten für den Nachholtermin ihre Gültigkeit.

Der Förderverein Jakobikirche Lippstadt freut sich sehr, in seiner Reihe Jakobi:Extra zwei große Künstler aus Berlin präsentieren zu dürfen. Im Februar 2022 haben Tobias Berndt und Frank-Immo Zichner „Die Winterreise“ in der Jakobikirche für eine CD aufgenommen. Diese „Winterreise“ hatten wir für den letzten Oktober angekündigt. Sie fand nicht statt, weil Tobias Berndt erkrankt war. Das Konzert möchten wir am Sonntag, den 21.04.24 um 18.00 Uhr nachholen.

Der Winter ist Ende April aber gewiss vorbei, „Die Winterreise“ erscheint etwas unpassend. Die Künstler schlugen deshalb vor, „Die schöne Müllerin“ vorzutragen. Wir sind sehr begeistert, denn dieser bedeutende Liedzyklus Schuberts wird in letzter Zeit nur noch ganz selten zu Gehör gebracht. Wir freuen uns sehr, das ändern zu dürfen!

Auch bei der Müllerin vertont Schubert 1823 Gedichte von Wilhelm Müller (1821) und die musikalische Sprache ist hoch romantisch. Was passiert: Ein junger Müllersbursche ist auf Wanderschaft. Er folgt dem Lauf eines Baches, der ihn zu einer Mühle geleitet. Nicht nur die Arbeit, die er dort findet, lässt ihn bleiben, sondern auch die schöne Tochter des Müllers. Ob er ihr seine Liebe je gestanden hat? Klar ist nur, dass die schöne Müllerin bald einen andern Liebhaber hat, den Jäger. Der Müllersbursche will sich ertränken, am Schluss singt ihm der Bach ein Wiegenlied.

„Das Motiv des unglücklich verliebten Müllersburschen war beliebt in der Literatur der Jahre um 1800. Und so sind Wilhelm Müllers Gedichte aus dem literarischen Gesellschaftsspiel eines Berliner Salons entstanden, in dem er im Jahr 1815 verkehrte. Man entwarf gemeinsam den Verlauf der Geschichte und verteilte die Rollen, worauf jeder in selbstgeschriebenen Liedern seinen dichterischen Beitrag leisten musste. Müller fiel nicht nur wegen seines Namens die Rolle des Müllersburschen zu, er soll damals auch selbst gerade unglücklich verliebt gewesen sein. Später ersetzte er die nicht von ihm stammenden Gedichte durch eigene Texte, rahmte den Zyklus durch einen jeweils ironisch-distanzierten Prolog und Epilog ein und veröffentlichte die Sammlung 1821 in einem Gedichtband.“ (Zitat aus dem Beitrag des BR aus der Reihe BR-Klassik, Das starke Stück: Meisterwerke der Musik https://www.br-klassik.de/themen/klassik-entdecken/starke-stueck-extra-gerhaher-muellerin-104.html)

Schubert schrieb die „Müllerin“ vor der „Winterreise“, im Krankenhaus. Er hat Müllers Text etwas geändert, der ironische Rahmen um die Gedichte fehlt, weil er im Zyklus gar keinen Sinn macht, und es sind auch nur 20 von 25 Gedichten. Die Liederfolge zeigt einen interessanten Protagonisten und seine lineare Entwicklung; In allen Stücken spricht ein 16, 17 Jahre junger Müller.

Die „Müllerin“ fängt mit leichter Hand an, als Singspiel, aber sie entwickelt sich zum Ende hin in das Psychogramm eines völlig kommunikationsunfähigen Mannes: Alles, was wir hören, kreist nur im Kopf des egomanen, abdriftenden Müllersburschen. Die Müllerin weiß von gar nichts. Das Schlusslied, Des Baches Wiegenlied, steht in E-Dur, eine tröstliche Tonart.

Die „innige Empfindung“ dieses Meisterwerkes romantischer Liedzyklen rührt auch heute noch an, egal, ob wir glauben, dass der junge Mann am Ende stirbt oder nicht!

Frank-Immo Zichner und Tobias Berndt sind uns Lippstädtern und Lippstädterinnen gut bekannt aus Jakobi:Extra Konzerten und von Westfalen Classics. Beide sind in Berlin tätig.

Tobias Berndt begann seine musikalische Ausbildung im Dresdner Kreuzchor und studierte in Leipzig und Mannheim. Er lernte außerdem bei Dietrich Fischer-Dieskau und Thomas Quasthoff. Mehrfach mit Stipendien und Preisen internationaler Wettbewerbe ausgezeichnet, arbeitete er mit Rademann, Herreweghe, Norrington, Marcon, Bernius, Currentzis und sang Konzerte in Europa, den USA, Südafrika, Südamerika, Russland, China und Japan.

Frank-Immo Zichner ist ein Pianist mit einem außerordentlich breiten Repertoire. Seine Programme bekamen viele Auszeichnungen. Sein Augenmerk gilt besonders den Werken zu Unrecht vergessener Komponist:innen. Er unterrichtete an verschiedenen Musikhochschulen, gibt Meisterkurse für Solo Klavier und Kammermusik. Zurzeit unterrichtet er an der Universität der Künste Berlin, gründete dort 2013 das Kammermusikzentrum der UdK Berlin. Konzerte führten ihn als Pianist und Kammermusiker in über 30 Länder Europas, Südostasiens, Mittel- und Südamerikas, nach Japan.

Sonntag, 21.04.24, 18.00 Uhr

Die gekauften Winterreise-Tickets behalten ihre Gültigkeit auch für die Müllerin.

Tickets: in der Rathausinfo (02941 58511), auch online, und an der Abendkasse; 20.- € / ermäßigt 10. – €

Fotos: Peter B. Kossok; Bettina Straub

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